Am 1. Juli 2016 trat Timo von Lepel in die Geschäftsführung von NetCologne ein. Mit dem Kölnmagazin sprach der neue Chef des Telekommunikationsanbieters über die Vorteile regionaler Verbundenheit. Im Kölner Raum betreibe NetCologne mittlerweile auch eines der modernsten Glasfasernetze Europas. Dennoch herrsche beim Thema Breitbandausbau deutschlandweit gesehen noch einiger Nachholbedarf.

Herr von Lepel, was sind die prägenden Eindrücke Ihrer ersten einhundert Tage in der Geschäftsführung von NetCologne?

Gerade in der Anfangsphase war es mir wichtig, jeden einzelnen Bereich des Unternehmens kennenzulernen, um möglichst viele Eindrücke zu sammeln. Besonders beeindruckt haben mich dabei der Zusammenhalt und das Engagement der Mitarbeiter. NetCologne ist einer der größten regionalen Anbieter Deutschlands und doch hat sich die Firma etwas von einem erfolgreichen Familienunternehmen beibehalten. Das macht den besonderen Charme aus und ich freue mich darauf, an dieser Erfolgsgeschichte in Zukunft mitarbeiten zu können.

NetCologne fing vor gut 20 Jahren als Start-up an und ist bis heute eigentlich nur gewachsen. Welche besonderen Stärken zeichnen das Unternehmen aus?

Zu unserem Erfolgsrezept gehören zwei Dinge: Die Nähe zu unseren Kunden und unser eigenes, leistungsstarkes Glasfasernetz. Als regionales Unternehmen können wir durch die räumliche Nähe einfach schneller und flexibler auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Und natürlich überzeugen wir durch unser Angebot: Seit Jahren investieren wir in den Ausbau eines schnellen Glasfasernetzes und bieten hierüber neben Highspeed-Anschlüssen die gesamte Palette modernster Kommunikation. Bei uns bekommt man alles aus einer Hand.

NetCologne betont seine Verbundenheit mit dem Standort Köln ja bereits im Firmennamen. Welche Vorteile bietet die Stadt für einen Regional-Carrier?

Köln ist nicht nur ein zentraler Medien- und Messestandort, die Stadt gehört zu den wichtigsten Wirtschafts- und Wissenschaftszentren des Rheinlands. Täglich werden hier riesige Datenmengen produziert, verarbeitet und verschickt – für einen regionalen Anbieter ist das ein ideales Wirkungsfeld. Der Lokalpatriotismus der Kölner kommt uns dabei sicherlich auch zugute, denn für viele gehört NetCologne zu Köln wie der Dom und der FC. Die Menschen unterstützen gerne ihre eigene Stadt und wir sind ein Teil davon. Darauf sind wir stolz.

Ihr eigenes Glasfasernetz beschränkt sich jedoch längst nicht mehr nur auf das Kölner Stadtgebiet. Ausbau in die Region und Standortverbundenheit – ist das kein Widerspruch?

Für uns nicht. Wir sind in Köln als Stadtnetzbetreiber gestartet und haben hier mit dem Ausbau eines der modernsten Glasfasernetze Europas begonnen – und das zu einer Zeit, als noch niemand an Glasfaseranschlüsse für Privatkunden glaubte. Damit hatten wir genau das richtige Gespür und heute kommt uns dieser Pioniergeist zugute. Allerdings haben wir auch im Umland viele Kunden und möchten diese mit schnellen Netzen versorgen. Deshalb haben wir unser Netz konsequent auch über die Grenzen Köln hinaus erweitert.

Wie weit in die Region können Sie mittelfristig gehen? Ist der ländliche Raum im Zweifel nicht zu wenig lukrativ?

In erster Linie setzen wir auf eine Verdichtung unseres Glasfasernetzes innerhalb unseres bestehenden Anschlussgebiets, aber natürlich kommen auch immer wieder neue Gebiete hinzu. Unser Ziel beim Ausbau ist es, möglichst flächig auszubauen und auch die Gebiete mit aufzunehmen, die wirtschaftlich weniger lukrativ sind. Dort, wo ein Eigenausbau wirtschaftlich nicht möglich ist, unterstützen wir die Städte beispielsweise auch bei der Beantragung von Fördermitteln.

Welche Rolle spielen Kooperationen beim Ausbau?

Eine wichtige. Um den Breitbandausbau möglichst schnell voranzutreiben ist es sinnvoll zu prüfen, welche Infrastruktur in der jeweiligen Stadt bereits vorhanden ist und mitgenutzt werden kann. Das spart nicht nur Kosten, sondern minimiert auch die Belastung für die Bürger. Deshalb prüfen wir in jedem neuen Ausbaugebiet zunächst, ob wir Kooperationen mit Stadtwerken oder lokalen Energieversorgern eingehen können. Breitbandausbau sollte in unseren Augen ein Gemeinschaftsprojekt sein.

Bei Ihrem letzten Arbeitgeber waren Sie für den B2B-Bereich zuständig. Liegt hierin auch ein Fokus Ihrer Tätigkeit für NetCologne?

Der Geschäftskundenbereich ist für jeden Telekommunikationsanbieter ein Schlüsselfeld und deshalb liegt hier natürlich auch für mich ein besonderer Fokus. Ich freue mich besonders darauf, dass wir in Kürze unser fünftes Hightech-Rechenzentrum eröffnen. Für uns ist es wichtig, dass wir unseren Kunden immer die neuesten technischen Standards bei größtmöglicher Sicherheit und Flexibilität bieten. Mit dem Bau des neuen Rechenzentrums setzen wir hier wieder einen wichtigen Meilenstein.

Gibt es so etwas wie den typischen NetCologne Geschäftskunden?

Eigentlich nicht. Wir haben in unserem Kundenstamm Geschäftskunden jeglicher Größenordnung, vom Friseurladen und der Bäckerei um die Ecke über Hotels bis hin zu Banken, Unikliniken oder auch ganzen Messezentren. Dabei ist es interessant zu sehen, dass mitunter gerade die kleinen Firmen besonders große Datenleitungen benötigen. Die Unternehmensgröße ist hier längst nicht mehr maßgeblich.

Worauf legen Unternehmen heutzutage besonders großen Wert?

Datensicherheit und zuverlässiger Service sind für Unternehmen immer zentrale Themen. Hier können wir als regionaler Anbieter besonders punkten, weil die Daten unserer Kunden ausschließlich in Rechenzentren innerhalb Deutschlands, genauer in Köln, gespeichert werden. Damit unterliegen sie deutschem Recht mit den entsprechend strengen Datenschutzrichtlinien. Was unseren Kundenservice angeht haben Unternehmen zudem durch die regionale Nähe immer einen direkten Ansprechpartner vor Ort, der rund um die Uhr für sie da ist.

Ist Köln im Wettbewerb mit anderen Städten gut aufgestellt?

Es gibt kaum eine andere Stadt in Deutschland, die so breitbandig vernetzt ist wie Köln. Und auch die gesamte Region hat als Wirtschaftsraum dank der Investitionen der letzten Jahre mit Blick auf das Thema Netzqualität sehr stark aufgeholt. Damit hat das Rheinland an Attraktivität nicht nur für Firmenkunden sondern auch für Privatleute und Familien deutlich gewonnen. Und unser Netzausbau für die Gigabit-Zukunft geht konsequent weiter.

Über den kölschen Tellerrand hinausgeblickt: Sind andere europäische Länder schon weiter auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft?

Nicht alle, aber einige. Besonders wenn man in Richtung der skandinavischen Länder blickt, sieht man, dass hier der Staat Breitbandausbau oft zur Chefsache gemacht hat und der Ausbau bereits vor Jahren entsprechend anders gefördert wurde. Die Datenautobahn ist zwar wesentlicher Motor unserer Wirtschaft, aber sie wurde in Deutschland zu lange vernachlässigt. Den Milliarden-Invest können die Telko-Anbieter nicht allein stemmen, das hat inzwischen auch die Bundesregierung erkannt. Das Dobrindt-Programm ist ein wichtiger Anfang, allerdings sind wir als eine der weltweit führenden Industrienationen tatsächlich spät dran.

Als Rheinländer kennen Sie die Mentalität der Menschen hier, waren beruflich aber auch andernorts tätig. Was gefällt Ihnen besonders am rheinischen Lebensgefühl?

Die Lebensfreude der Menschen und ihre Offenheit. Das habe ich auch bei meinem Amtsantritt hier bei der NetCologne wieder gespürt. Egal wo man hinkommt, man hat das Gefühl, willkommen zu sein und diese positive Grundeinstellung gefällt mir sehr.

 

Interview: Marko Ruh, Foto: Birgitta Petershagen