Mit Spannung erwarteten die rund 300 Gäste des 14. Kölner Arbeitgebertages den Auftritt von Friedrich Merz. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Atlantik-Brücke e. V. war er als Redner zum Thema „Donald Trump und die USA: Ende der Pax Americana?“ angekündigt – und hatte für die Kölner Unternehmer noch ein paar weitere Themen im Gepäck.
Überpünktlich war Merz im Hotel Pullmann Cologne eingetroffen, sodass der prominente Politik-Rückkehrer früher als geplant mit seinen Ausführungen starten und anschließend noch Fragen aus dem Auditorium beantworten konnte. Nachdem er zuvor fast durchgängig am ursprünglichen Manuskript festgehalten hatte, nutzte er auf Nachfrage die ein oder andere Gelegenheit, sich zu seiner aktuellen politischen Agenda zu äußern. So machte sich Friedrich Merz beinahe schon leidenschaftlich für Europa und eine deutlich engere Zusammenarbeit mit Frankreich stark. „Wenn Europa scheitert, werden wir das brutal zu spüren bekommen“, sagte der Anwärter auf den CDU-Parteivorsitz.
Mit Blick auf die Globalisierung und Digitalisierung sprach der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende die versammelten Kölner Unternehmer direkt an: „Der ein oder andere muss raus aus der Komfortzone.“ Der seit Jahren bestehende Boom werde nicht von alleine weiter so anhalten. Angesichts der internationalen Konkurrenz, insbesondere auch aus China, stünden die deutsche Wirtschaft und alle Arbeitnehmer vor gewaltigen Herausforderungen. „Die Anforderungen an die handwerklichen und intellektuellen Fähigkeiten steigen jede Woche“, so Merz. Damit unter diesen schwierigen Bedingungen keine Spaltung wie in den USA entstehe, riet der Sauerländer zur intensiven Kommunikation mit den Belegschaften.
„Donald Trump kam nicht über Nacht“
Zuvor war Friedrich Merz auf die Verhältnisse jenseits des Atlantiks eingegangen. Vom exzellent vernetzten Wirtschaftsanwalt waren hierzu spannende Aussagen zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund seiner Tätigkeit für die Fondsgesellschaft Blackrock. Der Amerika-Kenner verwies darauf, dass Donald Trump nicht über Nacht gekommen sei – und auch nicht über Nacht gehen werde. Nach Auffassung des 63-jährigen Beobachters des Weltgeschehens reicht die Vorgeschichte der Trump’schen Präsidentschaft bis in die frühen 1970er-Jahre zur Watergate-Affäre zurück. Auch Bill Clinton habe mit seiner Amtsführung die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft mit befördert.
Neben der Trump-Wahl sei der Brexit das zweite säkulare Ereignis, das eine historische Umwälzung bedeute. Merz bezeichnete den Brexit mit den Worten des bekannten Ökonomen Hans-Werner Sinn als „größte politische Katastrophe“. Angesichts dieser epochalen Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit sei die Einigkeit Europas umso wichtiger, betonte der CDU-Politiker mit Verve.
Klares Plädoyer für Nachtflüge am Flughafen Köln/Bonn
Zur Begrüßung war Friedrich Merz auch auf seine persönliche Verbindung zur Stadt Köln eingegangen. Diese besteht in seiner Rolle als Aufsichtsratschef des Köln-Bonner Flughafens. Nach den personellen Turbulenzen befinde man sich nun wieder in gutem Fahrwasser, so Merz. In Kürze sei auch die Geschäftsführung wieder vollständig besetzt, kündigte er an. Außerdem sprach sich Merz klar für eine langfristige Verlängerung der Nachtfluggenehmigung, möglichst bis 2030, aus. Das schaffe Planungssicherheit für alle Beteiligten und eröffne Chancen auf Investitionen.
