Film und Fernsehen ist eine sehr bewegliche, schnell drehende Branche“, sagt Roland Berger, Leiter der Stabsstelle für Medien- und Internetwirtschaft der Stadt Köln. Und sicher auch eine faszinierende: Etwa 50.000 Menschen in Köln arbeiten in den Bereichen Medien, IT und Telekommunikation.
Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeitet ungefähr jeder Fünfte, der im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation tätig ist, unmittelbar für Film und Fernsehen. Im Großraum Köln sind es über 15.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Hinzu kommen unzählige Selbstständige, zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse und geringfügige Beschäftigungen in diesem Bereich, die sich statistisch gar nicht genau erfassen lassen. Fest steht: Zahlreiche Innovationen und neue Erfolgsformate stammen aus Köln. Rund 60 Studios stehen in und um Köln für Film- und Fernsehproduktionen zur Verfügung. International bedeutende Branchenveranstaltungen finden in der Medienmetropole statt. Angesehene Aus- und Weiterbildungseinrichtungen sorgen auf verschiedenen Ebenen für kreativen Nachwuchs. Gründungswillige und Selbstständige werden von IHK Köln und Stadt Köln auf ihrem Weg zum Erfolg unterstützt.
Köln ist unumstritten Deutschlands Fernsehhauptstadt
Als Heimat des WDR und der Mediengruppe RTL Deutschland sowie weiterer Sender werden hier immer wieder Trends gesetzt und TV neu erfunden. Köln ist damit unumstritten Deutschlands Fernsehhauptstadt. Der WDR ist die größte öffentlich-rechtliche Sendeanstalt Kontinentaleuropas und bedeutender Arbeitgeber – unter anderem für Journalisten, Autoren, Künstler und Kreative. Von den etwa 4.500 Mitarbeitern des WDR arbeiten rund 600 in der Fernsehdirektion. An der Erstellung des Programms sind darüber hinaus etliche Beschäftigte aus Produktion und Verwaltung sowie zahlreiche freie Mitarbeiter beteiligt. Täglich produzieren sie 38 Stunden Fernsehen. Als Informationsleitmedium im Westen hat der WDR sowohl die Region als auch das Weltgeschehen im Blick. Mit rund einem Viertel aller Produktionen ist der WDR der größte Zulieferer für „Das Erste“. Dazu zählt auch die „Sportschau Bundesliga“ und in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich als größte Einzelproduktion für die ARD. Im WDR Budget 2016 werden die direkten Aufwendungen des Fernsehprogramms mit insgesamt 408 Millionen Euro geplant, überwiegend finanziert über die Rundfunkbeiträge.
Anfang des Jahres hat der WDR das Online-Portal WDRforyou gestartet, das sich insbesondere an Flüchtlinge in Deutschland richtet. Die Beiträge aus den Themenbereichen „Doku und News“, „Informationen über Deutschland“, „Sport und Unterhaltung“ und „Kinder“ sind auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi verfügbar. Im Team unter Leitung der früheren ARD-Korrespondentin Isabel Schayani arbeiten auch Flüchtlinge wie der iranische Grafiker Ali Chakav oder die erfolgreiche syrische Publizistin Monis Bukhari. Über die Bedeutung der Fernsehstadt Köln sagt Susanne Hagen, Chefin vom Dienst in der Presse- und Informationsabteilung des WDR: „Köln ist ein wichtiger Medienstandort in Nordrhein-Westfalen – und damit natürlich auch für den WDR als größte Rundfunkanstalt der ARD. Hier laufen die Fäden aus ganz NRW und unseren insgesamt elf Standorten im Land zusammen. Außerdem sind in Köln wichtige Kooperations-, Veranstaltungs- und Medienpartner zuhause: die Bühnen der Stadt Köln, die Philharmonie oder Partner im Bildungsbereich. Darüber hinaus bietet das Medienforum NRW in Köln eine ideale Plattform zum Austausch über aktuelle Themen und Entwicklungen in der Medienbranche.“

RTL: Vorreiter des Privatfernsehens
Auf der anderen Seite des Rheins sitzt mit RTL einer der größten Konkurrenten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Die Mediengruppe RTL Deutschland mit Hauptsitz in Köln ist eines der führenden Medienunternehmen und erreicht laut eigenen Angaben täglich über 30 Millionen Menschen mit seinen Programmen. Mit Ausnahme von RTL II, dessen Nachrichtenredaktion allerdings in Köln sitzt, sind alle Fernsehsender der Mediengruppe in der Konzernzentrale in Köln-Deutz unter einem Dach vereint. Dazu zählen RTL Television, das regionale Nachrichtenprogramm RTL West, die Privatsender Vox und Super RTL sowie der Nachrichtensender n-tv. Ebenfalls in Deutz untergebracht sind der Spartensender RTL Nitro sowie die Pay-TV-Sender Passion RTL Crime, RTL Living sowie GEO Television. Ganz aktuell sind in der RTL-Senderfamilie am 4. Juni zwei weitere Kanäle von Köln aus an den Start gegangen: Toggo plus, ein um eine Stunde zeitversetzter Ableger des Kindersenders Super RTL, sowie das Free-TV Angebot RTL Plus.
Im selben Gebäude wie die Sender befinden sich weitere Unternehmen der Mediengruppe, darunter die Produktionsgesellschaft infoNetwork, das TV-Produktions-, IT- und Broadcast-Unternehmen Cologne Broadcasting Center (CBC) sowie RTL interactive, das digitale und interaktive Geschäftsfelder bearbeitet. Mit dem breiten Portfolio an Sendern und ergänzenden Onlineangeboten spricht die RTL-Gruppe ganz unterschiedliche Zielgruppen an. Geschäftsführerin Anke Schäferkordt wurde 2013 für ihre herausragende Managementleistung mit dem International Emmy Directorate Award geehrt. Gesellschafterin ist die RTL Group SA mit Sitz in Luxemburg, die wiederum mehrheitlich zu Bertelsmann gehört. Der Umsatz der RTL Mediengruppe betrug 2015 2,14 Milliarden Euro (2014: 2,047) bei einem Ebita von 684 Millionen Euro (650). Und auch das erste Quartal 2016 schließt RTL mit 30 Prozent mehr Gewinn ab.

Nationale und internationale Produktionsfirmen
Nicht nur Fernsehsender haben in Köln ihren Standort, sondern auch zahlreiche eigenständige Produktionsfirmen. Dazu Roland Berger von der Stabsstelle Medien: „In Köln finden jede Menge Dreharbeiten statt.“ Der Grund: „Es ist kostengünstiger, in Köln zu drehen, weil hier eine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung steht. Studios, Gewerke, Dienstleister, qualifizierte Leute – und dazu kurze Wege.“ Film- und Fernsehproduzenten wissen um diese Standortvorteile und drehen in Köln auch Filme, die gar nicht in Köln spielen. Andreas Füser, Experte der Stabsstelle Medien, ergänzt zum Produktionsalltag des Tatort: „In den Bavaria-Studios an der Stolberger Straße haben in einem Raum die Kölner Kommissare ihre Büros eingerichtet – und nur eine Tür weiter ist das Kommissariat aus Münster oder Dortmund aufgebaut.“ Was der Fernsehzuschauer für eine Szene aus Münster oder Dortmund hält, entsteht zum großen Teil in Köln.
Ende August 2014 hat sich die Bavaria Fernsehproduktion um den Standort Köln erweitert: Die bisherige Colonia Media Filmproduktions GmbH wird seitdem als Kölner Niederlassung der Bavaria weitergeführt. Dazu Oliver Vogel, Produzent, Leiter der Niederlassung Köln sowie Executive Vice President Programming bei der Bavaria Fernsehproduktion: „Mit dem Westdeutschen Rundfunk, RTL und Vox sind die größten TV-Sender in Köln, und traditionell siedeln sich an einem solchen Standort auch TV-Produzenten an. Vor allem im Bereich Show und Entertainment spielt Köln eine große Rolle, aber auch bei fiktionalem Programm führen Kölner Produktionsfirmen die Hitlisten an.“ Als Beispiele für Produktionen aus Köln nennt Oliver Vogel unter anderem die „Tatorte“ Köln, Dortmund, Münster, die Rentnercops, Dr. Klein, Herzensbrecher, Soko Köln, Bettys Diagnose oder „Morgen hör ich auf“. Neu am Start ist seit knapp zwei Jahren die Bantry Bay Productions GmbH mit Sitz am Hohenzollernring. Die Produktionsfirma hat sich auf fiktionale Inhalte spezialisiert, geschäftsführender Gesellschafter ist der bekannte Fernsehproduzent Jan Kromschröder. Er verantwortete in dieser Funktion unter anderem die Serien „Weinberg“ für den Pay TV-Sender TNT Serie und „Club der roten Bänder“, die erste fiktionale Eigenproduktion des Senders VOX. Beide Produktionen wurden in der Kategorie „Beste Serie“ für den Deutschen Fernsehpreis 2016 nominiert, „Club der roten Bänder“ gewann den Preis und wird mit einer neuen Staffel fortgesetzt.
Nicht nur nationale Produktionsfirmen haben die Stärken des Medienstandorts erkannt, auch internationale Unternehmen lassen sich in Köln nieder. Time Warner, einer der größten Medienkonzerne weltweit, ist mit der Tochtergesellschaft Warner Bros. International Television Production Deutschland GmbH (WBITVP Deutschland) in der Kölner Innenstadt präsent. WBITVP Deutschland entwickelt und produziert modernes Unterhaltungsfernsehen, darunter TV-Shows, Realityformate, Comedy, Serien und Fernsehfilme für Sender im deutschsprachigen Raum. Bekannte Titel sind „Der Bachelor“, „Wilsberg“, „Marie Brand“ oder „Schwiegertochter gesucht“. Gegründet wurde das Unternehmen ursprünglich im Jahr 2001 als Tochterunternehmen der RTL Television GmbH. 2014 übernahm Warner Bros., nachdem sich zwischenzeitlich die niederländische Eyeworks-Gruppe Gesellschafterin eingekauft hatte.

Internationale Stars in Köln
In Köln werden jedoch nicht nur Fernsehsendungen produziert, sondern auch Kinofilme wie der in Kürze erscheinende Hollywood-Streifen „Collide“ mit den Oscar-Preisträgern Ben Kingsley und Anthony Hopkins. Filmaufnahmen des Action-Krachers entstanden unter anderem in der U-Bahn-Station Breslauer Platz sowie in der Kult-Kneipe „Stiefel“ an der Zülpicher Straße. Auch auf der A4 bei Kerpen wurden vor Eröffnung des neuen Autobahnteilstücks einige Action-Szenen gedreht. Maßgeblich an der Produktion beteiligt war die action concept Film- und Stuntproduktion GmbH aus Hürth. Das 1992 von Hermann Joha gegründete Unternehmen beschäftigt je nach Produktion bis zu 100 fest angestellte und 200 freie Mitarbeiter und zählt zu den wichtigsten Produktionsunternehmen Europas im Action-Genre. Mit der RTL Primetime-Serie „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ leistete action concept Pionierarbeit. Im Frühjahr dieses Jahres lief zum 20-jährigen Jubiläum bereits die 300. Folge. Ein wichtiger Markt für die Hürther Action-Experten ist Asien geworden. Bis vor Kurzem liefen die Dreharbeiten für den deutsch-chinesischen Kinofilm „Out of Control“ – unter anderem in Köln, Berlin, Wuppertal und Düsseldorf. Als Budget stand ein zweistelliger Millionenbetrag zur Verfügung.

Studios in Köln-Ossendorf und Hürth
In der Praxis finden Dreharbeiten überwiegend in Studios statt. Ein Anbieter mit internationaler Reputation in diesem Bereich ist die MMC Film & TV Studios Cologne. Nach eigenen Angaben betreibt MMC eines der größten und modernsten Studio- und Fernsehsendegelände Europas. Auf einer Fläche von 157.000 Quadratmetern stehen insgesamt 19 Studios in Größen von 180 bis 2.600 Quadratmetern zur Verfügung, darunter auch die mit 26 Metern höchsten Filmstudios der Welt. Direkt neben den Studios können Kunden Lagerhallen mit 12.000 und Büros mit 28.000 Quadratmetern Gesamtfläche anmieten.
Das MMC-Kerngeschäft besteht in der Vermietung von Studios, Technik und Personal für TV-, Film- und Eventproduktionen. Als zusätzliche Dienstleistungen bietet MMC Postproduktion, Bühnenbau, Equipment-, Lager- und Bürovermietung an. Das Coloneum ist die Heimat aufwändiger TV-Shows wie „Das Supertalent“, „Let´s Dance“ oder „Deutschland sucht den Superstar“. Darüber hinaus entstehen hier Serien wie „Unter uns“ oder „Alles was zählt“ sowie nationale und internationale Filmproduktionen. Auch Gaming-Events und Messen finden in Köln-Ossendorf statt. Über die MMC-Movies ist das Unternehmen zudem an vielen nationalen und internationalen Spielfilmen beteiligt, zuletzt „Gotthard“ oder „Junges Licht“. Und internationale Stars wie Helen Mirren, Kate Winslet oder Michelle Pfeiffer haben bei der MMC gedreht. In Hürth stehen vor den Toren Kölns weitere 45.000 Quadratmeter Studiofläche zur Verfügung. Hier entstehen in den neun Studios der nobeo GmbH Sendungen wie „stern TV“, „Wer wird Millionär?“ oder der RTL-Jahresrückblick. Mobile Regien und eigene HD-Übertragungswagen ermöglichen das Aufzeichnen oder auch Live-Übertragungen von Außenproduktionen von Shows, Konzerten oder Sportereignissen. Fernsehproduktionsfirmen wie Brainpool, Endemol, Filmpool, Spiegel TV Infotainment sowie Sender wie Sat.1, RTL und ZDF produzieren in den TV-Studios der nobeo.
Veranstaltungs-Highlight: Cologne Conference
Die Bedeutung Kölns für die Film- und Fernsehwelt spiegelt sich auch in der Cologne Conference (CoCo) wider. Das internationale Film- und Fernsehfestival mit rund 10.000 Besuchern gilt als das weltweit publikumsstärkste TV-Festival. Gründer der CoCo war 1991 der Publizist und Medienforscher Lutz Hachmeister, damals Leiter des Adolf-Grimme-Instituts. Zusätzlich zum national ausgerichteten Grimme-Preis wollte er ein internationales Fernsehfestival auf die Beine stellen. Das TV-Fest wurde in das Medienforum.nrw integriert und von der NRW-Landesregierung sowie der Landesanstalt für Rundfunk finanziert, entwickelte aber schnell eine Eigendynamik und internationale Reputation. 1993 wurde die Wettbewerbsreihe „Top Ten des Internationalen Fernsehens“ etabliert, ab 2001 jeweils für fiktionales und dokumentarisches Fernsehen. Die beiden Kategorien wurden im Jahr 2007 wieder zu einer gemeinsamen „Top Ten“ zusammengefasst. Fester Bestandteil ist seit vielen Jahren ein Werkstattgespräch mit dem Gewinner des „Filmpreis Köln“. Seit 2009 gehört auch die Wettbewerbsreihe „Kino“ mit Beiträgen unabhängiger Filmemacher zur Cologne Conference.
Im Jahr 2007 fand die Cologne Conference erstmals unabhängig vom Medienforum.nrw statt und rückte damit terminlich in die Nähe des Deutschen Fernsehpreises. Der damalige Medienstaatssekretär des Landes NRW, Andreas Krautscheid, sagte, es sei für den Medienstandort Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln außerordentlich erfreulich und wichtig, dass die CoCo weiterhin stattfinden könne. Seither wird die Cologne Conference GmbH im Kern von der Stadt Köln und der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW gefördert. Und die Entwicklung zu einem bedeutenden Film- und Fernsehfestival wird im Oktober 2016 einiges erwarten lassen.
Konkurrenz auf YouTube
Während das klassische Fernsehen bei den jüngeren Zuschauern an Bedeutung einbüßt, mausert sich Köln bereits zur YouTube-Hauptstadt: Zahlreiche Stars der Szene produzieren von hier aus ihre Filme. Nur logisch sei es deshalb, dass Mediakraft – nach eigenen Angaben das führende deutsche Video-Netzwerk – seine Zentrale unlängst nach Köln verlegte. „Kurze Wege helfen uns, Künstlern und Kunden einen bestmöglichen Service zu bieten“, erklärt Geschäftsführer Boris Bolz die Maßnahme. Vertrieb, Administration und Künstler-Management sind nun in Köln in einem Büro unweit des Barbarossaplatzes gebündelt. Das Unternehmen hatte mit seinen Angeboten im Dezember 2015 erstmals mehr als 600 Millionen Views im Monat erreicht. Täglich klicken 1,6 Millionen Zuschauer von Mediakraft betreute YouTube-Kanäle wie „Die Lochis“, „BullshitTV“, „The Simple Club“ oder „Emrah!“
Massenmagnet VideoDays
Dass Köln bei YouTube die Nase vorn hat, veranschaulichen die VideoDays, mittlerweile das größte YouTuber-Event Europas. Auf der Veranstaltung treffen YouTube-Künstler auf ihre Fans, geben Autogramme und treten im Rahmen einer großen Bühnenshow auf. Seit 2010 finden die VideoDays einmal jährlich in Köln statt. Aus einer spontanen Idee entstand in dem Jahr das erste Treffen von YouTubern auf der gamescom in Köln. Unterstützt von der Messe trafen sich damals 400 Menschen. Die Veranstaltung wuchs mit jedem Jahr, zog in die LANXESSarena um und wurde 2014 zu einem zweitägigen Event ausgebaut. 15.000 Besucher waren im vergangenen Jahr dabei.
Förderung und Ausbildung: KHM und ifs
Mit der Gründung zweier Filmschulen, des Mediengründerzentrum NRW und nicht zuletzt der Arbeit der Film- und Medienstiftung ist es gelungen, jungen Kreativen eine Ausbildung zu ermöglichen und sie nachhaltig an die Region zu binden. 1991 begann mit der Gründung der Filmstiftung NRW eine langfristige Förderpolitik auf Landesebene. Bereits ein Jahr zuvor wurde die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) gegründet. An der KHM werden schon früh Grundsteine für große Karrieren gelegt: Hans Weingartners Spielfilm „Das weiße Rauschen“ mit dem jungen Daniel Brühl in der Hauptrolle erhielt in den Jahren 2001 bis 2003 zahlreiche Preise, darunter den First Steps Award, den Preis der deutschen Filmkritik und den Max Ophüls-Preis. Auch die Fernsehabteilung kann zunehmend Erfolge verzeichnen. Seit 1990 gingen rund 1.300 Auszeichnungen an Studierende der KHM. Das Bestreben der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Film- und Medienstiftung NRW nach einer Neustrukturierung führte im Jahr 2000 zur Gründung der internationalen filmschule köln (ifs). Sie ist deutlich kleiner als die KHM und nimmt nur im Zweijahresrhytmus neue Studierende auf. Aber auch hier ist die Liste der Festivalerfolge und Auszeichnungen beeindruckend.
Viele der Studierenden arbeiten nach dem Studium nicht nur freischaffend, sondern gründen ihre eigene Firma – oft im Zusammenschluss mit Kommilitonen. Das 2006 als Werkzeug der Standortsicherung ins Leben gerufene Mediengründerzentrum NRW vergibt jährlich bis zu zwölf Stipendien an Gründer, macht die Studenten fit für den Markt und stärkt Netzwerke. Seit 2009 werden hier auch die Bereiche Games und neue Medien gefördert. Die Film- und Medienstiftung NRW unterstützt die Bestrebungen im Nachwuchsbereich mit einer jährlichen Förderung in Höhe von rund fünf Millionen Euro.
Innovative Start-ups
Prägend für den Medienstandort Köln sind neben den großen Namen auch viele innovative Dienstleister, die im Hintergrund wirken und die Branche inhaltlich, aber auch technologisch stetig weiterentwickeln. Eine der Shootingstars in der Fernsehwelt ist die Bild- und Tonfabrik, kurz btf GmbH, mit Sitz in Köln-Ehrenfeld – dank Förderung und Ausbildung in der Medienmetropole Köln. Philipp Käßbohrer, Geschäftsführer des Start-ups, studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) Film und Fernsehen. Bereits im Gründungsjahr ergatterten sich die Newcomer den Förderpreis des deutschen Fernsehpreises für die Talksendung „Roche & Böhmermann“, eine Grundlage für weiteres Wachstum. Derart motiviert produzierte das wachsende Team im Anschluss das Grimme-Preis-ausgezeichnete „Neo Magazin“ mit Moderator Jan Böhmermann, das im Spartensender ZDFneo lief. Anfang dieses Jahres erhielt die Nachfolgeproduktion „Neo Magazin Royale“, von der Bild- und Tonfabrik co-produziert, den Preis für die beste Unterhaltung Late Night beim Deutschen Fernsehpreis. Obwohl Produzent Philipp Käßbohrer das Nischenprogramm mag – „Quote ist am Rande des Fernsehens nicht so wichtig“ – möchte er nicht immer nur in diesem Spartensegment arbeiten. Derzeit hofft das junge Unternehmen, sich weiter erfolgreich entwickeln zu können, und produziert für den WDR „Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von …“.
Packende Live-Reportagen von der EM dank Know-how aus Köln
Ein Beispiel für technologische Expertise ist MoovIT. Das junge Unternehmen mit Sitz an der Schanzenstraße in Köln-Mülheim hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2012 bereits zu einer festen Größe in der Sportberichterstattung entwickelt. Der Video- und IT Dienstleister sorgt im Zusammenhang mit Live-Reportagen für eine schnelle und attraktive Berichterstattung. „Wir sind spezialisiert auf die Entwicklung und den Support von Lösungen an der Schnittstelle von Video und IT rund um Post-Production, News und Archivierung“, beschreibt Wolfgang Felix, Mitgründer des Unternehmens, die Arbeit seines Teams. Gefordert ist MoovIT ganz aktuell bei der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich. Auch dank der Mitarbeit der Experten aus Köln flimmern unmittelbar nach Spielschluss die markanten Szenen des Spiels über die Bildschirme weltweit. Wachsende Dateien und der umfassende Zugriff auf das Material machen eine sehr leistungsfähige IT-Infrastruktur notwendig. MoovIT unterstützt die Veranstalter im Sendezentrum während der EM bei der Implementierung der Technik und im Support. Schon während der Spiele werden sämtliche in Frage kommenden Highlights vorbereitet. „Der jeweilige Redakteur kann die geloggten Szenen sehen und daraus sofort seinen Schnitt realisieren“, erklärt Geschäftsführer Jan Fröhling, der für MoovIT vor Ort in Paris arbeitet. Mit der eingesetzten Technologie seien extrem kurze Zeitspannen zwischen Spielende und Bereitstellung der Highlight-Schnitte gewährleistet.
Medienstandort mit Zukunft
„Film und Fernsehen prägen den Wirtschaftsstandort Köln“, stellt Roland Berger von der Stabsstelle Medien der Stadt Köln ganz klar fest. Das bedeutet jedoch auch, in dieser extrem schnelllebigen Branche keinen Trend zu verpassen – oder im besten Falls die neuen Trends zu setzen. Berger nennt ein Beispiel: „Gerade im Bereich Web-Video ist Köln wirklich gut aufgestellt.“ Man dürfe jetzt jedoch nicht stillstehen und sich am positiven Status quo erfreuen, sondern müsse sich fragen, was den Standort in fünf Jahren ausmacht. Gegenwärtig sind Virtual-Reality-Brillen auf dem Vormarsch, mit denen sich die eigene Wirklichkeit in eine virtuelle Umgebung projizieren und wahrnehmen lässt. Daraus könnte das Kino der Zukunft entstehen. „Hier setzt die Stabsstelle Medien an.“ Ein sehr ergebnisoffener Prozess, denn zugleich gesteht Roland Berger auch zu: Vorhersagen lässt sich im Bereich Medien nur wenig. Unabdingbar, um sich im Wettbewerb der Medienstandorte weiter zu behaupten, sei deshalb ein möglichst großes Potenzial an kreativen Köpfen, so der Medienexperte. Wesentliche Impulse kommen laut Berger immer wieder aus der rührigen Gründerszene Kölns, von Leuten, die sich etwas trauen und immer wieder Neues ausprobieren. Um diese Menschen zusammen- und voranzubringen, seien Branchenveranstaltungen, Nachwuchsförderung, Start-up-Beratung, Ausbildung und Qualifizierung wichtige Voraussetzungen für den zukünftigen Erfolg der Medienmetropole Köln.
Beitragsbild: WDR/Markus Tedeskino