Peter B. Mikkelsen ist Direktor des neuen Steigenberger Hotel Köln, das Anfang August eröffnete. Der Däne trat seinen Dienst am 1. September dieses Jahres an und fühlt sich in Köln bereits sehr wohl. Im Interview mit dem Kölnmagazin empfahl er der Stadt, die Angebote für Geschäftsreisende und Touristen im Premiumsegment weiter auszubauen und entsprechend zu vermarkten.

Herr Mikkelsen, wie bewerten Sie den Hotel-Standort Köln?

Im Vergleich mit Hamburg oder Berlin, wo es unheimlich viele Hotels gibt, hat Köln noch einen gesunden und homogenen Hotelmarkt. Natürlich herrscht bei Messeandrang ein sogenannter Overflow. Daher wird auch viel darüber gesprochen, dass mehr Hotelkapazitäten gebraucht werden. Wenn man es objektiv betrachtet, ist schon klar, dass noch das ein oder andere Hotel gebaut werden könnte. Ich denke, das ist aber nur für bestimmte Kategorien richtig.

Da haben Sie momentan ja noch eine glückliche Situation. Unsere Wirtschaftsdezernentin Ute Berg hat auf der diesjährigen EXPO REAL in München um Investoren geworben, vor allem für Hotels im Premiumsegment, in welchem das Steigenberger ja einzustufen ist.

Ich möchte jetzt nicht von Monopolen sprechen… Aber für den Kölner Hotelmarkt wäre es sicher positiv, wenn man weitere Häuser im Qualitätssegment hereinholen könnte – gerade weil jetzt auch die Messe ausgebaut wird. Dann wird auch mehr Geschäft da sein, und wenn man oben angesiedelt ist, tut das dem Markt allgemein gut. Wenn man jedoch vier oder fünf neue Hotels im Ein- bis Zwei-Sternebereich zulassen würde, wäre das ganz sicher nicht gut für den Kölner Hotelmarkt.

„Es ist toll, hier in Köln zu sein; ich kann einfach vor die Tür gehen, in die Straßenbahn einsteigen und bin dann fast schon an der Messe.”

Es werden ja gerade Hotels in Köln gebaut, aber nicht so sehr in Ihrer Liga.

Als Mitbewerber ist es schwierig, so etwas zu bewerten, ich würde es jedoch begrüßen, wenn man höhere Segmente an den Markt lassen würde. Da wären auch höhere Umsätze für die Stadt drin – somit also für alle. Wenn man die niedrigen Segmente weiter fördert, kommt man sicher nicht weg von bestimmten Gästegruppen. Natürlich soll für jeden etwas dabei sein, das ist auch klar. Nicht jeder Köln-Besucher leistet sich ein 4- oder 5-Sterne-Hotel übers Wochenende. Aber man muss vorsichtig sein, dass man einen gesunden Gästemix für Köln beibehält.

Eine Stärke hingegen, die die Oberbürgermeisterin immer wieder betont: Wir haben eine sehr große Messe mitten in der Stadt. Wenn Messegäste jedoch keinen Hotelplatz in der Stadt bekommen, haben sie von dem schönen Vorteil der innerstädtischen Messe nichts mehr.

Ja – und das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Wenn man sich mit den Gästen unterhält, dann sagen sie das auch: Es ist toll, hier in Köln zu sein; ich kann einfach vor die Tür gehen, in die Straßenbahn einsteigen und bin dann fast schon an der Messe.

Und man kann abends auch noch etwas unternehmen…

So ist das. Hier geht man von der Messe direkt in die Stadt. Das habe ich in der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, schon oft mitbekommen, dass unsere Gäste das sehr schätzen und auch nutzen.

„Ich glaube, es wird oft unterschätzt, wie viel Gutes man für die Stadt tun kann, indem man den Tourismus bewirbt und auch etwas Attraktives anbietet.“

Sind Ihre Hauptzielgruppe Geschäftsreisende beziehungsweise Messegäste oder auch Gäste, die privat unterwegs sind?

Wir Hoteliers teilen die Woche in zwei Phasen auf: Montag bis Donnerstag sind die normalen Geschäftstage. Sie umfassen mit vier Tagen ein bisschen mehr als die Hälfte der Woche. Freitag bis Sonntag – also drei Tage – kommen mehr die Touristen oder das Leisure Business, wie wir es nennen. Wir haben natürlich ein Interesse daran, dass beide Gruppen in die Stadt kommen.

Köln hat ja beides, oder?

Das zeichnet Köln gerade aus. Man hat die erwähnte Messe mitten in der Stadt, man hat den Kölner Dom, tolle Museen – und man kann einfach sehr viel unternehmen hier. Das sieht man auch an den Gästen: Holländer, Belgier kommen hier rüber für einen Wochenendtrip, aber auch Amerikaner, Asiaten und sogar ein paar Dänen… Dieses Internationale ist wichtig für Köln. Ich glaube, es wird oft unterschätzt, wie viel Gutes man für die Stadt tun kann, indem man den Tourismus bewirbt und auch etwas Attraktives anbietet. So wie zum Beispiel das Musical „Bodyguard“ – das ist wirklich eine tolle Sache.

Die Oberbürgermeisterin will ja auch weg von dem Image, so viel Betrunkene anzuziehen. Köln hat nicht nur Karneval und Junggesellenabschiede, sondern auch eine 2000-jährige Stadtgeschichte.

Vollkommen richtig. Und das muss gepusht werden. Wenn ich zum Beispiel in meinem Freundeskreis Köln anspreche, fällt allen sofort der Kölner Karneval ein. Das ist ja auch gut – aber nicht alles. Da sollte mehr kommen. Ist man neu in der Stadt wie ich, kennt man natürlich den Dom, meine Kinder haben das Schokoladenmuseum besucht. Aber dass es noch viele andere Attraktionen gibt, davon bekommt man zunächst gar nichts mit. Und das müsste noch viel mehr gefördert werden. Köln hat einen attraktiven Mix aus Historischem, Kulturellem, dazu die Arena mit den Konzerten, Handball und Eishockey – und natürlich auch den Fußball. Ich kann noch nicht sicher beurteilen, ob alles gut vermarktet wird. Aber ich kann von meinem Gefühl her sagen, dass Köln eigentlich alles hat.

Wie könnte das Image verbessert werden?

Natürlich gibt es einen Konkurrenzkampf unter den Hoteliers. Aber es gibt auch immer Sachen, die man gemeinsam gestalten kann, sodass alle etwas davon haben. Dazu braucht es ein steuerndes Organ, wie die Stadt. Ich habe Frau Reker schon persönlich kennengelernt, als wir uns mit anderen Hotelkollegen zusammen getroffen haben. Sie hat bestätigt, was wir auch ein wenig beklagen: Junge Menschen, die nur zum Trinken in die Stadt kommen, die vielen Junggesellenabschiede und Leute auf den Straßen mit Bierflaschen in der Hand. Das möchten wir eigentlich nicht in dem Ausmaß. Wir brauchen etwas mehr hochpreisiges Publikum. Das sollten wir gemeinsam anstreben.

Haben Sie spezielle Business-Angebote, die über die reine Übernachtung hinausgehen?

Wenig. Ganz wichtig ist jedoch, dass wir Konferenzräume für Tagungen anbieten können. Die größten Hotels in New York zum Beispiel haben nur noch Zimmer, einen Frühstücksraum und eine Coffee-Bar. Zum Essen gehen die Gäste woanders in der Stadt. In meinem Hotel mache ich 65 Prozent des Umsatzes mit den Zimmern und ungefähr 30 Prozent mit den Konferenzen. Nächste Woche haben wir übrigens eine Veranstaltung gemeinsam mit dem Cologne Convention Bureau für 300 Gäste. So etwas wie die KölnTourismus GmbH braucht eine Stadt, die machen einen guten Job. Man ist in Köln schon gut aufgestellt…

„Die rheinische Frohnatur ist nicht nur eine Marketing-Masche der Kölner, um sich selbst positiv darzustellen.“

Man müsste nur alles intensivieren, wenn ich Sie richtig verstehe?

Genau – aber natürlich möchten viele auch immer mehr haben. Darum muss das, was man hat, ja nicht schlecht sein.

Ist das Steigenberger in Köln, wie es mit der Sanierung gestaltet wurde, etwas Besonderes innerhalb der Steigenberger-Kette?

Wir repräsentieren in der Tat einen neuen Steigenberger-Stil. Mit der tollen Kölner Designerin Christiane May haben wir einen neuen modernen Schwung in das Haus hineinbekommen. Ich denke, sie hat das hervorragend gelöst.

Bekommen Sie Feedback von Gästen, wie dieser Stil angenommen wird?

Ja, sehr gut. Wir messen uns auch gern an TripAdvisor. Als wir aufgemacht haben, standen wir auf Rang 116 und jetzt sind wir nach nur zweieinhalb Monaten die Nummer elf in Köln. Das gibt uns die Gewissheit, dass wir etwas richtig gemacht haben. Und es ist natürlich nicht nur die Hardware, sondern auch die Software. Wir haben ein gutes, junges Team, das hervorragende Arbeit leistet.

Hatten Sie schon Zeit, die Stadt privat zu erkunden? Gibt es einen Lieblingsort für Sie in Köln?

Ich habe leider noch nicht die Zeit gehabt, Köln richtig intensiv kennenzulernen. Was ich aber unheimlich mag, sind die Veedel. Als wir anfangs noch hier im Hotel gewohnt haben, sind wir viel im Belgischen Viertel unterwegs gewesen. Und auch in Richtung Zentrum findet man in den Seitenstraßen viele kleine Geschäfte, wo man noch richtig schön einkaufen kann. Jetzt wohnen wir in Nippes, in einer der größten Städte Deutschlands und trotzdem hat man ein ganz anderes Gefühl. Als wir frisch eingezogen waren, standen die Nachbarn vor der Tür, haben geklingelt und uns willkommen geheißen.

Ist das Rheinländische für Sie spürbar?

Ja, ist es, das habe ich schon so oft erlebt. Die rheinische Frohnatur ist nicht nur eine Marketing-Masche der Kölner, um sich selbst positiv darzustellen. Wenn man hierher kommt, spürt man das wirklich. Ich denke auch, das dänische Naturell und das der Rheinländer passen gut zusammen.

Beide sehr kommunikativ?

Ja. Man spricht miteinander, ist direkter, geht aufeinander zu, unterhält sich offen und ist herzlicher im Umgang als andere. Das finde ich sehr schön an Köln. Man fühlt sich willkommen.

Zur Person                                                                                                                                                                       Peter B. Mikkelsen ist seit über 25 Jahren in der internationalen Hotellerie tätig. Seine Karriere begann der 44-jährige gebürtige Däne im Steigenberger Graf Zeppelin in Stuttgart mit einer Ausbildung zum Hotelfachmann. Anschließend absolvierte er ein Studium der Hotelbetriebswirtschaft und erwarb ein breit gefächertes Know-how in Business Hotels verschiedener Hotelketten. Zuletzt war Mikkelsen als General Manager des Radisson Blu in Warschau tätig. Der Vater von drei Kindern ist seit 1. September Chef des Steigenberger Hotel Köln.

 

Interview: Marko Ruh, Fotos: Birgitta Petershagen