Was kennzeichnet erfolgreiche Start-ups? Kann man Start-up-Erfolg voraussagen? Diese und andere Fragen untersuchte die Rheinische Fachhochschule Köln (RFH).

Mithilfe eines von Studienautor Professor Kai Buehler entwickelten 4T-Scoring-Modells wurde analysiert, welche Faktoren erfolgskritisch sind und ob ein Zusammenhang zwischen der Höhe des 4T-Scores und dem Wachstum des Unternehmenswertes existiert.

Hintergrund zum 4T-Modell und Untersuchungsdesign

Mit dem 4T-Scoring-Modell können sich Start-ups anhand der vier Hauptkriterien „Timing“, „Tech & Product“, „Team“ und „Traction“ sowie 20 Unterkategorien selbst bewerten. Im Anschluss kann daraus mit dem Modell ein für jedes Start-up individueller 4T-Score abgeleitet werden, der die Erfolgswahrscheinlichkeit junger Unternehmen bemisst. Für die Studie identifizierten und befragten die Forscher über 130 Tech-Start-ups aus Deutschland, deren Gründung zum Erhebungszeitraum mindestens ein Jahr zurücklag. Hinzu kamen 25 persönliche Gespräche mit „Venture Capitalists“. Die Erfolgswahrscheinlichkeit der Start-ups bewerteten die Wissenschaftler im Zuge der Studie anhand harter Variablen (unter anderem Finanzkennzahlen, Patente, Trademarks) und weicher Kennzahlen (Gründereinstellungen, Teamstruktur). Als Grundlage für das Ranking der Jungunternehmen anhand des 4T-Scores dienen vier gleich gewichtete Bewertungskategorien mit jeweils fünf Antwortkategorien:
1. Team – „Who is doing it?“: Beurteilung des Gründungsteams anhand verschiedener Eigenschaften („Team-Diversität“, „Alter“, „Branchenkenntnis“, „Gründungserfahrung“)
2. Traction – „What have they accomplished?“: In welchem Maß ist das Start-up in der Lage, mit geringen Ressourcen kreativ Unternehmensziele zu realisieren und in einem Nischenmarkt die Marktführerschaft zu übernehmen („Scrappiness“)?
3. Tech & Product – „How are they doing it?“: Bewertung der Unternehmensstrategie nach Fokus und Eindeutigkeit im Geschäftsmodell sowie der Befriedigung von Kundenwünschen
4. Timing – „Why will they be successful?“: Betrachtung von Marktwachstum, der einsetzenden Viralität durch Weiterempfehlungen und der Analyse der Wettbewerber

Das von Prof. Dr. Kai Buehler entwickelte 4T-Scoring-Modell soll dabei helfen, die Erfolgsaussichten von Start-ups zu bewerten.

Ergebnisse und „Lessons Learned“

Laut den Initiatoren der Studie stehen im Ergebnis die Höhe des 4T-Scores und der Unternehmenserfolg in einem direkten Bezug zueinander. So wurde festgestellt, dass mit einem steigenden 4T-Score (diese bewegen sich zwischen einem und 100 Punkten), die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass das Start-up gemessen am Wachstum des Unternehmenswertes erfolgreich ist. Junge Unternehmen mit einem 4T-Score von über 70 verzeichnen ein laut Studie ein über 20 Prozent stärkeres Wachstum als der Gesamtdurchschnitt. Alle untersuchten T-Kategorien wirken sich im Ergebnis positiv auf den Erfolg von Start-ups aus. Das kann heißen: Je besser die Ausbildung eines Gründerteams ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die neue Firma erfolgreich ist. Die Kategorien „Timing“ (der richtige Zeitpunkt) und „Traction“ (die unternehmerische Kreativität, mit wenig viel zu erreichen) korrelieren am stärksten mit dem in der Unternehmensbewertung erzielten Wert. Es ist wahrscheinlich, dass sie sich maßgeblich auf den Erfolg von jungen Unternehmen auswirken. Investoren erhalten mit der 4T-Scorekarte ein Bewertungstool, mit dem sie die Erfolgswahrscheinlichkeit von Start-ups einschätzen können. Die Gründungsteams sollen durch das 4T-Scoring konkrete Hinweise darauf erhalten, welche Schwachpunkte sie mit geeigneten Gegenmaßnahmen beheben können. Beispielsweise können Fragen nach einem Prototyp oder einer klar definierten Vertriebsstrategie den Gründern dazu dienen, Handlungsfelder klar zu identifizieren.
„Die Studie der RFH unterstützt unsere Mission, starke Start-ups in einem gründerzentrierten Ökosystem aufzubauen“, sagt Alexander Hoeckle, Geschäftsführer International und Unternehmensförderung der IHK Köln. „Mit Hilfe des wissenschaftlich fundierten 4T-Scores können wir die Gründerinnen und Gründer in unserer Beratung noch gezielter auf Finanzierungsgespräche vorbereiten. Der Score objektiviert die Stärken und Schwächen von Gründungsvorhaben und unterstützt unsere Gründungsberaterinnen und -berater dabei, die Kölner Start-ups noch erfolgreicher zu machen.“ Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH ergänzt: „Mit der Start-up-Unit wollen wir Gründerinnen und Gründer gezielt unterstützen. Das bedeutet auch, dass wir ihnen beratend zur Seite stehen, wenn es darum geht ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln. Das 4T-Scoring-Modell stellt dabei ein wichtiges Instrument dar. Es zeigt frühzeitig, wo Probleme liegen, die eine positive Unternehmensentwicklung behindern können. Damit gibt das Modell Start-ups die Möglichkeit, Prozesse anzupassen und rechtzeitig wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln.“

Die Rheinische Fachhochschule Köln (Fachbereich Medien, Masterstudiengang „Digital Business Management“ im Schwerpunkt Digital Entrepreneurship) plant derzeit, das Start-up-Ökosystem anhand des 4T-Modells im jährlichen Abstand zu analysieren und die Ergebnisse jeweils im Anschluss zu veröffentlichen. Die von der Stadt Köln und der IHK Köln gemeinsam beauftragte Studie können Interessierte kostenlos auf der Webseite der Rheinischen Fachhochschule Köln herunterladen. Zudem beabsichtigen die Verbundpartner, das 4T-Modell zukünftig auch in ihre eigene Arbeit einfließen zu lassen.

Weitere Informationen unter: www.rfh-koeln.de/Studie-4T-Score

 

Foto: RFH Köln, Grafik: Kai Buehler