Die Handwerkskammer zu Köln hat eine aktuelle Umfrage durchgeführt, um die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Mitgliedsbetriebe besser einschätzen zu können.

Die Ergebnisse zeigten unter anderem einen starken Einbruch der Kundennachfrage in vielen Bereichen des Handwerks, so die Kammer. Die befragten Betriebe berichten demnach über Umsatzeinbußen, Beschaffungsprobleme sowie die Einführung von Kurzarbeit. Verstärkt melden sich nun auch Unternehmen mit Beratungsbedarf bei der Handwerkskammer. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammer zu Köln arbeiten derzeit am Limit. Täglich führen sie unzählige, mitunter sehr emotionale Gespräche am Telefon mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit suchen. Dabei geht es vom konkreten Beratungsbedarf bis hin zu massiven existenziellen Sorgen, die die Menschen umtreiben: Gewerbemiete, Löhne, das Wegbrechen der Kundschaft – gerade die kleineren Unternehmen des Handwerks haben ja oft nur Rücklagen für drei bis vier Wochen, dann droht schon das Aus. Das ist durchaus dramatisch, denn im Handwerk haben wir oft fast familiäre Betriebsstrukturen; da hängen Schicksale dran“, sagt Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln.

Handwerkskammer fordert Hilfe

Die Branchenvertreter fordern wirtschaftspolitische Fakten zu schaffen, so dass so viele Handwerksunternehmen wie möglich die Coronakrise überleben. Mit den vorliegenden Zahlen will die Handwerkskammer ihrer Forderung nach unbürokratischer Soforthilfe für in Not geratene Betriebe Nachdruck verleihen. „Diese Tage setzen uns allen zu. Täglich, fast stündlich steigt die Zahl der Infektionen – und damit auch die Belastung der Handwerksbetriebe, die ja weiterhin ihren Dienst verrichten. Unsere aktuelle Umfrage zeigt, dass rund jeder zweite Handwerksbetrieb in der Region von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen ist. Als Handwerkskammer zu Köln arbeiten wir unermüdlich an unserem Beitrag zur Bewältigung dieser Krise. Wir beraten die Handwerkerinnen und Handwerker auf elektronischem und telefonischem Wege; denn für nahezu alle Beteiligten, ob Azubi oder Meister, stellen sich jetzt unendlich viele Fragen, die über den bloßen Gesundheitsschutz weit hinausgehen. Besorgnis erregend: je länger die Umfrage andauerte, umso düsterer war die Einschätzung der teilnehmenden Unternehmen“, so Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.

Ergebnisse der Umfrage

An der Umfrage, die vom 13. März 2020 bis zum 18. März 2020 durchgeführt wurde, haben sich knapp 1.600 Mitgliedsbetriebe beteiligt. Drei zentrale Fragen sollten Antworten darauf geben, wie es um die Unternehmen bestellt ist. Auf die Frage „Ist Ihr Betrieb von der Corona-Krise betroffen?“ gaben 57,7 Prozent der Kölner Unternehmen an, sehr betroffen zu sein. In Bonn und Leverkusen sind es laut Umfrage 58,2 Prozent der befragten Betriebe. Im Rhein-Erft-Kreis und im Oberbergischen Kreis berichten rund 51,7 Prozent von Auswirkungen der Pandemie. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es 51 Prozent und im Rheinisch-Bergischen Kreis knapp 54,4 Prozent. Die Betriebe im Rhein-Erft-Kreis berichten zwar seltener über spürbare Folgen, dennoch sehen sich auch hier 47,5 Prozent als betroffen. Die Umfrage zeige darüber hinaus, dass einige Handwerksbranchen besonders unter der gegenwärtigen Situation litten, so die Handwerkskammer zu Köln. Betroffen von der Krise sehen sich demnach vor allem Kfz-Handwerke (60,2 Prozent), Gesundheitshandwerke (59,3 Prozent) und Handwerke für den privaten Bedarf (57,9 Prozent). Zu ihnen zählen unter anderem Friseure, Uhrmacher und Textilreiniger. Die Frage „Wie stark ist Ihr Unternehmen von der Corona-Krise betroffen?“ beantwortete mehr als ein Drittel der Betriebe, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten mit starker bis sehr stark nachlassender Kundennachfrage. Unter den Kfz-Betrieben gaben 43,3 Prozent der Unternehmen diese Auskunft, bei den Nahrungsmittelhandwerken gut 46 Prozent. Mehr als die Hälfte der Unternehmen des Gesundheitshandwerks sieht sich laut der Umfrage einer stark bis sehr stark rückläufigen Kundennachfrage gegenüber.

Bisher wenig Auswirkungen auf Leistungspreise

Weniger klagen liegen bei Betrieben des Bauhauptgewerbes vor, zu dem etwa Maurer, Betonbauer, Zimmerer- oder Dachdeckerbetriebe fallen. Hier seien es etwas mehr als 30 Prozent der Unternehmen, die mit mäßigen bis starken Auftragseinbrüchen rechneten, so die Handwerkskammer. Über Beschaffungsprobleme bei Material und Produkten lagen Meldungen aus den Gesundheitshandwerken vor. Nur 18,9 Prozent der befragten Betriebe sahen hier keine Probleme. 54,5 Prozent sind es bei den Ausbaubetrieben, die geringe bis massive Schwierigkeiten bei der Materialbelieferung signalisieren. Ihre eigene Liefer- und Dienstleistungsfähigkeit sehen noch mehr als die Hälfte der Ausbauhandwerker als kaum negativ beeinflusst an. Ihre Leistungspreise sehen die meisten der Befragten derzeit von der Krise noch nahezu unberührt. Besonders die Nahrungsmittelhandwerke sehen sich keinem Preiskampf ausgesetzt. Knapp 70 Prozent berichten, ihre Preise seien stabil. Auch 55,9 Prozent der Handwerksunternehmen für den privaten Bedarf berichten, dass sich die Corona-Krise bisher nicht auf ihre Preise ausgewirkt habe.

Mit Umsatzeinbußen rechnen laut der Umfrage nahezu alle Handwerksbranchen. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf erwarten 36 Prozent, bei den Kfz-Handwerken 43,6 Prozent und bei den Handwerken für den privaten Bedarf fast 50 Prozent der Unternehmen starke bis sehr starke Umsatzrückgänge. Beim Personalbestand sind insbesondere die Nahrungsmittel- (44,2 Prozent), die Kfz-Handwerke (36,6 Prozent) und die Gesundheitshandwerke (35,8 Prozent) mäßig bis sehr stark betroffen. Vergleichsweise stabil zeigt sich das Handwerk für den privaten Bedarf: 60,4 Prozent spüren keine Betroffenheit im Hinblick auf den Personalbestand.

Unternehmen fürchten Liquiditätsengpässe

Zu der Frage „Welche Auswirkungen befürchten Sie für Ihren Betrieb?“ gaben 60 Prozent der Unternehmer quer durch alle Handwerke an, Liquiditätsprobleme zu erwarten. Vor allem die Gesundheitshandwerke fürchten um ihre Liquidität (65,7 Prozent), gefolgt von den Kfz-Betrieben (65,3 Prozent). Knapp die Hälfte (47 Prozent) der befragten Unternehmer erwarten einen erhöhten Kreditbedarf. Hier sehen sich mit 51,5 Prozent besonders die Gesundheitshandwerke und mit 58,5 Prozent auch die Kfz-Betriebe besonders betroffen. Mit Kurzarbeit rechnet vor allem das Bauhauptgewerbe. Hier sind es 62,1 Prozent der Befragten, die davon ausgehen, ihre Mitarbeiter nicht mehr voll beschäftigen zu können. Es folgen die Gesundheitshandwerke mit 53,9 Prozent und die Kfz- und die Nahrungsmittel-Betriebe gleichauf mit 4,9 Prozent und die Gesundheitshandwerke mit 53,6 Prozent. Bei den Handwerken für den privaten Bedarf halten sich die Meinungen in etwa in Waage. Rund ein Viertel in dieser Gewerbegruppe gibt an, keine Einschätzung vornehmen zu können. Im Handwerk geht von Kurzarbeit aus. Mehr als die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmer hält es aber für unwahrscheinlich, Personal abzubauen.

 

Foto: Handwerkskammer zu Köln