„Zukunft führen.“ – so lautet das diesjährige Motto der Wirtschaftsjunioren Köln. Die jungen Unternehmer stellen sich die Frage, welche Form der Führung in Zeiten des Wandels Erfolg bringt. Den ersten Impuls gaben die Wirtschaftsjunioren beim Neujahrsempfang in den Rheinterrassen.

Gemeinsam mit den langjährigen Partnern in der Industrie- und Handelskammer zu Köln und der Kreissparkasse Köln sowie Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten sie beim Neujahrsempfang über Erfahrungen und Trends: Weniger Hierarchie, mehr Förderung durch „Befähigung“ von Mitarbeitern („Empowerment“). Diese Tendenz zeichnete sich am Abend als Leitplanke für moderne Führung ab. Vertrauen, der Blick auf das Individuum und Wertschätzung bleiben beständige Werte. Die Vorsitzende Jennifer Polzin begrüßte zahlreiche Gäste und Partner sowie das europäische Netzwerk der Unternehmer und Führungskräfte. Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Anja Karlshaus (Cologne Business School) diskutierte Polzin gemeinsam mit der Professorin für Business Operations und Human Ressource Management. Außerdem sprach sie mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Ulf Reichardt, dem Direktor der Regionalförderung der Kreissparkasse Köln, Benno Wendeler und der Vorständin des IT-Technologie-Unternehmens Netempire AG, Kim Bauer, über Änderungen und Handlungsoptionen im Führungsverhalten. In der Diskussion wurde deutlich, dass sich nichts verallgemeinern lässt. In einem traditionell gewachsenen Unternehmen wie der Kreissparkasse Köln ist das Thema Führungsverhalten an mancher Stelle noch etwas „gewöhnungsbedürftig“, wie es Benno Wendeler mit 38-jähriger Berufserfahrung ganz offen formulierte. Trotzdem sei er offen und neugierig, was jüngere Kollegen mitbrächten

„Führung über Inhalte“ als aktuelles Thema

Wie sie selbst sagte, setzt Kim Bauer bei dem IT-Unternehmen Netempire darauf, Mitarbeiter dabei zu unterstützen, eigene Wege zu gehen, sich „zu trauen“. „Ich fordere selber viel“, sagte Bauer, „aber das Team darf sich auch selber fordern.“ Nicht jeder wolle eigenverantwortlich arbeiten, unterstrich sie, aber es sei wichtig, Ziele zu haben und sich zu fragen, wie man da gemeinsam hinkomme. Es ginge darum, Potentiale im Team zu heben. IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt betonte seine guten Erfahrungen, was eine „Führung über Inhalte“ betrifft. „Je besser die Positionen, die wir bewirtschaften, desto besser sind wir in den Außenpositionen“ , so Reichardt. „Führung im Ehrenamt funktioniert über Integrität, Werte und ganz klar über Motivation“, so Jennifer Polzin über ihre Erfahrungen. „In einem ehrenamtlichen Verein stehen Anerkennung, persönliche Weiterentwicklung und das gute Gefühl, jemandem geholfen zu haben, ganz hoch im Kurs.“
„Führung ist individuell“ sagte Prof. Dr. Anja Karlshaus. Es geht darum, Probleme nah am Menschen und individuell zu lösen: „Man kann einen Menschen nicht agil aus einem brennenden Auto retten, da braucht es eher Autorität.“ Sie prognostizierte, dass es mehr lebensphasenorientierte Schritte geben wird – wie auch andere atypische Modelle. Zum Beispiel Führungskräfte, die von Mitarbeitern gewählt werden oder Teams, die ohne Führungskraft entscheiden können: „Die Führungskraft wird eher Netzwerker, Coach und Visionär.“ Die Wirtschaftsjunioren wollen den Dialog über das Thema „Zukunft führen.“ 2020 kontinuierlich fortsetzen und währenddessen auf die Suche nach Best Practices in Kölner Unternehmen gehen. Einerseits um ihre eigenen Erfahrungen zu teilen, andererseits um Neues dazuzulernen. Der Neujahrsempfang sei dafür der perfekte Start gewesen, teilten die Wirtschaftsjunioren mit.

 

Beitragsbild: Olaf Wull-Nickel